In der Kritik: Das Deutsche Jugendinstitut (DJI)
Zur Problematik des Artikels
J. Zimmermann, J. Fichtner, S. Walper, U. Lux, H. Kindler:
Verdorbener Wein in neuen Schläuchen
- Warum wir allzu vereinfachte Vorstellungen
von 'Eltern-Kind-Entfremdung' hinter uns lassen müssen
(ZKJ 2/2023,
3/2023).
Teil 2: Methoden der Lesermanipulation
Der DJI-Artikel*
verfälscht Aussagen und Inhalte wissenschaftlicher Publikationen,
um Lesern eine ideologisierte Sichtweise zum Thema Eltern-Kind-Entfremdung aufzudrängen.
Dazu soll der Begriff Entfremdung
zuerst sprachlich eliminiert werden, sodann thematisch,
durch folgende Grundstruktur:
- Leser werden in den Kapiteln 1-3 zuerst überzeugt, der Begriff "Entfremdung" sei fragwürdig, weshalb man "besser" von "Kontaktproblemen und Kontaktverweigerung" sprechen solle.
- "Kontaktverweigerung" wird nachfolgend jedoch ausgeblendet und Leser werden 'umgesteuert', weg vom Thema Eltern-Kind-Entfremdung und hin zum Thema "Kontaktprobleme".
- Unter einer manipulierten Darstellung von Aussagen und Inhalten wissenschaftlicher Publikationen wird dann dargestellt, dass Kontaktprobleme kaum Auswirkungen auf Kinder hätten.
- Bei Lesern verbleibt der Eindruck, dass dies dann auch für Eltern-Kind-Entfremdung zutreffe.
A. Die 'Umsteuerung' des Lesers
Kapitel 1 des DJI-Artikels bereitet Leser dafür vor,
dass der Begriff Entfremdung insgesamt problematisch sei,
was u. a. durch eine fingierte Referenz zu erreichen versucht wird
(s. Teil 1).
Die Kapitel 2 und 3 sollen dann überzeugen,
dass nicht der Begriff "Eltern-Kind-Entfremdung"
verwendet werden sollte, sondern alternative Begriffe.
Die Macht der Diskreditierung
Die vorherrschende Methode zur sprachlichen Elimination des Begriffs
Entfremdung ist die emotionale Sprache der ersten 5 Seiten:
Lesern wird durch unsachliche Diskreditierungen suggeriert,
'die anderen' würden sich irren, seien unprofessionell
oder würden z. B. aus einer "aktivistischen Grundhaltung" heraus übertreiben
[2], u. ä.
Passiv-Formulierungen erwecken dabei den Anschein von Neutralität:
... ein "unangemessen vereinfachendes Verständnis"
... Das Übernehmen von "tautologischen" Definitionen oder eines
"verzerrten, manchmal auch falschen Eindrucks des Diskussionsstandes
... Das Verfolgen von "Spekulationen ... und pauschalen Schuldzuweisungen"
... Einem "Kampfbegriff" anheimfallen
... Etwas "erkennbar unvollständig" systematisieren oder
auf eine Einladung zu "Missverständnissen und Fehlentscheidungen" hereinfallen
... Etwas aus "vermuteten Ursachen" erklären wollen
... Etwas glauben, das "nicht übermäßig plausibel" ist ... Usw.
Die Diskreditierungen sind teilweise so stark, dass sie Leser einschüchtern,
sie könnten ebenfalls den Unzulänglichkeiten 'der anderen' anheimfallen.
Vielen Lesern wird nicht bewusst, dass sie dadurch 'umgesteuert' wurden:
Nach 5 Seiten des Lesens entsteht das Gefühl, es sei irgendwie unintelligent,
von Eltern-Kind-Entfremdung zu sprechen, es könne nur, und müsse, um "Kontaktprobleme" gehen.
Auch Sie sind unserer Meinung.
Der DJI-Artikel will Leser-Solidarität gewinnen durch Selbst-Erhöhung und
implizite Erniedrigung 'der anderen', unter Verwendung des kollektiven 'Wir's:
Das kollektive 'Wir' verhindert, zu bemerken,
dass die Aussagen begründungslos erfolgen
und nur eine suggestive Meinungsäußerung vorliegt,
ohne sachliche Gründe.
Nur an einer Stelle wird das bloße Spekulieren offengelegt:
"... sodass wir vermuten, dass ... hier ... behauptet wird.
Dies ist allerdings unsere Spekulation".
- "Wir sind erschrocken, dass ... nicht erwähnt wird"
- "Wir halten dies für einen irreführenden Gebrauch oder Missbrauch von Wissenschaft"
- "Wir sind überzeugt, dass stattdessen eine umfassendere ... Betrachtungsweise notwendig ist"
- "Warum wir allzu vereinfachte Vorstellungen ... hinter uns lassen müssen"
B. Manipulation in 3 Schritten
Kapitel 4 soll den Leser überzeugen, dass Kontaktprobleme
eigentlich kaum Auswirkungen auf Kinder hätten.
Dazu wird auf Adamsons & Johnson (2013) verwiesen,
die die Folgen von Vater-Abwesenheit für Kinder untersuchten.
Eine Lesermanipulation erfolgt dann in 3 Schritten:
- Schritt 1 (Verschweigen): statistische Signifikanz wird verschwiegen, stattdessen werden, 4-fach wiederholend, "statistisch schwache Effekte" betont.
- Schritt 2 (Verändern / Verfälschen): Der Leser wird sodann auf eine Studie der Autoren gelenkt, die "fehlende Zusammenhänge ... bestätigen" würde (was nicht zutrifft).
- Schritt 3 (Verstärken): Abschließend und verallgemeinernd wird erwähnt, dass schwache statistische Effekte bedeuteten, "dass sich die Kinder in den untersuchten Gruppen kaum voneinander unterscheiden".
Schritt 1: Verschweigen
Adamsons & Johnson (2013) untersuchten die Folgen
von Vater-Abwesenheit für Kinder durch eine Meta-Analyse.
Die Zusammenfassung des Original-Artikels wird in Fußnote
[1] bereitgestellt,
die verzerrenden Darstellungen des DJI-Artikels
in Fußnote [2].
Die folgenden Tabellen zeigen die Originalergebnisse
im Vergleich zu den Darstellungen des DJI-Artikels:
Adamsons & Johnson (2013) [1] | Darstellungen im DJI-Artikel [2] |
Positive Formen der Einbindung getrennt lebender Väter sind für Kinder mit Vorteilen verbunden, basierend auf Effektgrößen, die klein, aber statistisch signifikant sind. | "Tatsächlich zeigen Meta-Analysen ... nur schwache negative statistische Effekte fehlender oder seltener Kontakte auf Wohlbefinden, psychische Gesundheit, Schule, soziale Fähigkeiten und Selbstvertrauen (z.B. Adamsons & Johnson, 2013). |
Die Effekte werden nicht korrekt (als
Klein, aber bedeutend
beschrieben, sondern (unter Verschweigen der statistischen Signifikanz) als
Klein, deshalb unbedeutend,
was wenige Zeilen später hervorgehoben wird:
"... nur schwache negative statistische Effekte
... [die] ... bedeuten, dass sich die Kinder in den
untersuchten Gruppen kaum voneinander unterscheiden".
Schritt 2: Verändern / Verfälschen
Unmittelbar folgend wird eine eigene Studie erwähnt, die
"fehlende Zusammenhänge ... bestätige"
(die im Original-Artikel nicht 'fehlend' sind):
Adamsons & Johnson (2013) [1] | Darstellungen im DJI-Artikel [2] |
... Die Einbindung getrennt lebender Väter ist am stärksten assoziiert mit dem sozialen und emotionalen Wohlbefinden, den schulischen Leistungen und dem Anpassungsverhalten der Kinder. | "Eine deutsche Studie, die den Befund fehlender Zusammenhänge zwischen Kontaktabbruch und späterer Depressivität und schulischem Selbstkonzept bestätigt, stammt etwa von Walper & Wendt (2011)" * |
* Die Studie bezieht sich auf Daten aus 1996 (27 Jahre vor Erscheinen des DJI-Artikels)
und zeigt Ergebnisse, die widersprüchlich und wenig nachvollziehbar sind,
s. Fußnote [4].
Weitere Ergebnisse werden verschwiegen: Die eigene Studie zeigt einen
signifikanten Effekt beim Allgemeinen Selbstwert der Kinder,
was jedoch nicht erwähnt wird. Es werden selektiv nur nicht-signifikante
Ergebnisse für
"Depressivität und schulisches Selbstkonzept"
berichtet (s. Fußnote [4]).
Schritt 3: Verstärken
Abschließend (nachdem "schwache Effekte" 4-malig wiederholt wurden, s.
[5]),
wird der Leser darüber 'informiert', dass sich die
"untersuchten Gruppen kaum voneinander unterscheiden":
Adamsons & Johnson (2013) [1] | Darstellungen im DJI-Artikel [2] |
... Effektgrößen, die klein, aber statistisch signifikant sind ... am stärksten assoziiert mit ... | "... nur schwache negative statistische Effekte ..." [die] "... bedeuten, dass sich die Kinder in den untersuchten Gruppen kaum voneinander unterscheiden ... " * |
* Zu 'Repetitive Indoktrinierung' s. Fußnote
[5].
Der 'informierte' Leser
Lesern wird meist nicht bewusst,
dass sie an dieser Stelle im DJI-Artikel umgesteuert wurden:
Es geht nun nicht mehr um Eltern-Kind-Entfremdung,
sondern um Väter und Kinder.
Nicht Kinder, sondern Gender-Populismus
Der DJI-Artikel lässt sich an dieser Stelle vereinfachen,
denn er reduziert sich inhaltlich auf die Aussage:
Kindern geht es nicht schlechter,
wenn sie wenig oder keinen Kontakt zum Vater haben.
Diese Zusammenfassung ist nicht über-vereinfachend,
denn die betreffende Autorin beschrieb bereits 2010 im hauseigenen DJI Bulletin,
dass es Väter eher für Unterhalts-Angelegenheiten braucht, Zitat:
"Vor ein paar Jahren ging man noch davon aus,
dass das Kindeswohl leidet, wenn der Kontakt zum Vater
stark abnimmt oder gar abbricht.
Mittlerweile zeigen aber viele Studien,
dass die zuverlässige Zahlung des Unterhalts
und die Qualität des väterlichen Erziehungsverhaltens
deutlich ausschlaggebender sind"
[5].
Aussagen dieser Art sind fachlich unhaltbar und populistisch, weil
A) Variablen, die kaum messbar sind, als ursächlich behauptet werden
(Kindeswohl, Qualität eines Erziehungsverhaltens),
B) eine Metaanalyse aus 2009 explizit die Möglichkeit
des Gegenteils betonte, weshalb auch hier das Problem vorliegt, dass
C) Aussagen aus Originalpublikationen verfälschend oder selektiv berichtet wurden
[6].
Schriften dieser Art provozieren Fragen,
ob hier lediglich ideologische Pamphlete produziert wurden,
denn es ist gerade das Deutsche Jugendinstitut,
das seit mehr als 10 Jahren Methoden zur Quantifizierung des Kindeswohls ablehnt,
wie sie auch vom
KiMiss-Institut entwickelt wurden.
Defektes Studiendesign
Eine geeignete Studie würde erfordern,
entfremdete Kinder zu vergleichen mit anderen Kindern,
die nicht entfremdet wurden.
Die vom DJI beigezogene Studie untersuchte jedoch die
"Identitätsentwicklung von Jugendlichen aus Adoptions- und Inseminationsfamilien"
[4].
Falls hier überhaupt entfremdete Kinder vorhanden waren, ist festzustellen:
- Die Studie ist ungeeignet und sachfremd für den Kontext Eltern-Kind-Entfremdung.
- Für die Kinder in jener Studie ist völlig unbekannt, ob sie vom Vater entfremdet wurden oder ein Vater, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr) existiert.
- Die Studie hat einen relativ kleinen Stichprobenumfang, der im Vergleich zu einer Metaanalyse mit 25.000 Kindern (s.u.) fast unbedeutend ist.
- Obwohl für eine Studie unter diesem Design ein statistischer Nachweis für Effekte nicht zu erwarten war, tritt ein Effekt auf, der verschwiegen wird: ein Unterschied in der Gruppe der Kinder, die in Bezug auf den/einen Vater "Nie Kontakt und keine Erinnerung" hatten/haben.
Auf dieser katastrophalen Basis will der DJI-Artikel
eine international renommierte Metaanalyse kritisieren, wie folgt:
Wissenschaft Über Bord
Meta-Analysen gehören zu den verlässlichsten,
wissenschaftlichen Methoden und stehen an der Spitze der sog.
Evidenzpyramide.
Eine Meta-Analyse vereint Ergebnisse vieler Studien
und ermittelt ein Ergebnis, das der Realität näher kommt als die Einzelstudien.
Solche Ergebnisse können nur schwer in Frage gestellt werden (s. u.).
Der DJI-Artikel verschweigt "Statistische Signifikanz"
und betont "Schwache Effekte".
Auch die Original-Aussage "am stärksten assoziiert"
wird verschwiegen und ersetzt durch "fehlende Zusammenhänge",
die "bestätigt" würden
(in Adamsons & Johnson jedoch nicht "fehlend" sind).
Bei den Ergebnissen von Adamsons & Johnson (2013),
die vom DJI angezweifelt bzw. verfälschend dargestellt werden,
handelt es sich um:
Die Befundlage in Adamsons & Johnson (2013) ist also 'sehr stark'.
- eine Meta-Analyse, die 52 Studien aus 31 Jahren zusammenfasst, mit einem Gesamt-Stichprobenumfang von über 25.000 Kindern,
- die Ergebnisse wurden in einer international hochrangigen Zeitschrift veröffentlicht und genießen seit Jahren unbezweifelte Anerkennung,
- die Ergebnisse wurden einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen (sog. Peer Review),
- die Ergebnisse bestätigen eine 1999 unabhängig durchgeführte Meta-Analyse, die ebenfalls in einer anerkannten Zeitschrift erschien,
- so dass, insgesamt gesehen, diese Ergebnisse kaum mehr in Frage gestellt werden können.
Die Befundlage in der zitierten
"deutschen Studie"
ist demgegenüber nicht stark, sondern katastrophal:
es liegen Daten zugrunde, die 1996 für andere Zwecke erhoben wurden,
und gravierend: Sucht man
"fehlende Zusammenhänge"
in jener Quelle, treten große Widersprüche auf ...
ein Gruppenunterschied, der entgegen der Behauptungen
nicht schwach, sondern ebenfalls signifikant ist ...
(s. Fußnote [4]).
Bumerang-Effekt verächtlichen Vermutens
Die Fehldarstellungen erfolgen, nachdem das Thema
"Befundlagen" so dargestellt wurde,
suggerierend, dass 'andere' übertreiben würden
(s. Fußnote [2]), Zitat:
"Eines der größten Probleme in zumindest einem Teil der Veröffentlichungen
von Vertreterinnen und Vertretern des Konzepts von 'Parental Alienation'
sind Überdehnungen der Befundlagen zu den negativen Folgen für Kinder"
.
Das Thema muss nun offenbar umgeschrieben werden:
Mit welchen Methoden kann Eltern-Kind-Entfremdung als
"Verdorbener Wein in neuen Schläuchen"
dargestellt werden.
Der DJI-Artikel zeigt die Methoden auf,
z. B. durch verächtliches Vermuten wie in
Fußnote 2
des Kapitels 4, Zitat:
"Ein Teil der vorfindbaren Überdehnung von Befundlagen
ist vermutlich einer aktivistischen Grundhaltung
bei manchen Autorinnen und Autoren geschuldet,
d. h. dem ehrenwerten Bestreben, gesellschaftliches Bewusstsein
für die Bedeutung des eigenen Anliegens zu schaffen".
Es drängt sich zunehmend die Frage auf, um welche
aktivistische Grundhaltung
es bei welchen
Autorinnen und Autoren
eigentlich geht.
Ein Unschädliches Unterminieren?
Abseits vom 'Wissenschaftlichen' hat die Meta-Analyse ein Ergebnis,
das der gesunde Menschenverstand bejaht - um Sprache zu vereinfachen:
Eltern sind gut für Kinder.
Auch dies jedoch soll in Kapitel 4 noch in Frage gestellt werden:
ob das Unterminieren von Eltern-Kind-Beziehungen unschädlich sein könne - Zitat:
"Ob ein Unterminieren der Beziehung des Kindes zum anderen Elternteil
... Schädigungseffekte hat, ist nicht ganz klar"
(s. Fußnote [3]).
Absurden Fragen wird Tür und Tor geöffnet:
Könnte es sein, dass es für Kinder keine "Schädigungseffekte" hat,
wenn ihnen die Beziehung zum anderen Elternteil unterminiert wird?
Gekürzte Zusammenfassung des Absatzes:
"Ob ein Unterminieren der Beziehung des Kindes zum anderen Elternteil ...
zusätzliche Schädigungseffekte hat, ist nicht ganz klar.
Die große Mehrzahl der vorliegenden Studien
(für eine Forschungsübersicht s. Miralles et al., 2021)
... ist daher nicht aussagekräftig.
Es gibt jedoch erste einzelne Untersuchungen ..."
... , die darauf hindeuten.
Die Publikation von Miralles et al. (2021)
wurde angeführt -
Teil 3 wird zeigen,
was Miralles et al. tatsächlich berichten.
Plädoyer
Abschließend wird dargestellt, wie andere über diese Thematik reden und denken.
Hierzu werden die Schlussfolgerungen aus Adamsons & Johnson (2013) übersetzt
- Leser können sich ihr unmanipuliertes Urteil bilden,
ob deutsches Denken sich dem angleichen sollte:
Schlussfolgerungen in Adamsons & Johnson (2013):
Insgesamt bestätigen unsere Ergebnisse die anhaltende Bedeutung getrennt-lebender Väter für ihre Kinder.
... Dies hat wichtige politische Auswirkungen, denn obwohl Zeit und Geld die einfachsten Dinge sind,
die gesetzlich geregelt werden können, deuten unsere Ergebnisse darauf hin,
dass eine ausschließliche Konzentration auf Sorgerecht/Erziehungszeit und Kindesunterhalt
bei der Förderung des Wohlergehens der Kinder weitgehend wirkungslos sein wird
..., deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Beteiligung
getrennt-lebender Väter den Kindern in allen Bereichen zugute kommen kann ...
Es scheint geradezu so, als finde die Welt außerhalb Deutschlands
ganz andere Ergebnisse als das Deutsche Jugendinstitut.
Dass das Verändern oder Verfälschen von Aussagen und Inhalten
wissenschaftlicher Publikationen nicht ausnahmsweise erfolgt,
sondern systematisch, wird in einem weiteren
Teil 3 aufgezeigt.
*
Hinweise zu sprachlichen Vereinfachungen:
Formulierungen wie 'DJI-Autoren' oder 'DJI-Artikel' werden vereinfachend verwendet
(die Affiliation des Zweitautors wird z. B. mit "in eigener Praxis" angegeben).
Es liegen z. T. komplizierte Sachverhalte vor, zur besseren Lesbarkeit
wird deshalb stellenweise das generische Maskulinum verwendet.
Beschreibungen beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf alle Geschlechter.
Fußnoten
[1]
Abstract des Artikels Adamsons & Johnson (2013).
[2]
Auszüge des DJI-Artikels, Kapitel 4,
betreffend Artikel von Adamsons & Johnson (2013).
Fußnote 2 des DJI-Artikels wird unten rechts dargestellt.
[3]
Auszug des DJI-Artikels, Teil 1, Kapitel 4:
[4]
Die Bezugnahme zu jenem Artikel ist fragwürdig und erzeugt Widersprüche:
Walper & Wendt (2011)
untersuchten primär die
"Identitätsentwicklung von Jugendlichen aus Adoptions- und Inseminationsfamilien"
und nicht Fälle von Eltern-Kind-Entfremdung,
sondern Kinder nach ihrem
"(erinnerbaren) Kontakt zum Vater".
Tabelle 2 in jenem Artikel zeigt einen hoch-signifikanten Effekt
beim Allgemeinen Selbstwert von Kindern, die
Nie Kontakt und keine Erinnerung an den Vater hatten:
Im DJI-Artikel wurden die Ergebnisse zum Allgemeinen Selbstwert weggelassen und
"fehlende Zusammenhänge" berichtet.
Die Daten und ihre Widersprüchlichkeit sind irrelevant und irreführend:
Ein Bezug oder ein Studiendesign zum Thema Entfremdung lag nie vor,
es liegen Daten zugrunde, die 1996 erhoben wurden,
"in zwei westdeutschen Großstädten (Essen und München)
und drei ostdeutschen Städten (Halle/Saale, Leipzig und Dresden)",
um Ost-/West-Vergleiche zu ermöglichen, nach dem Fall der Mauer, usw.
Zahlen und Angaben sind nicht nachvollziehbar,
denn Kinder würden den höchsten Selbstwert berichten, wenn sie
Nie Kontakt und keine Erinnerung an den Vater gehabt hätten,
umgekehrt würden z. B. Kinder in Kernfamilien
höhere Werte für Depressivität berichten.
(Anm.: Möglicherweise hätten die erhobenen Scores revers kodiert werden müssen,
was jedoch zum Gegenteil führen würde:
die Kinder hätten einen signifikant niedrigeren Selbstwert.
Die Widersprüche sind nicht aufklärbar: Daten und Methoden werden nicht offengelegt
und eine Publikation zu den Daten aus 1996 wird nicht angegeben).
[5]
Repetitiv-indoktrinierende Betonung 'schwacher Effekte' im DJI-Artikel:
"Tatsächlich zeigen Meta-Analysen, ... bei einem Vergleich von Trennungskindern
nur schwache negative statistische Effekte ... . Schwache Effekte bedeuten,
dass sich die Kinder in den untersuchten Gruppen kaum voneinander unterscheiden ...
Generell reflektieren die schwachen Effekte
vermutlich den Umstand, dass Umgang prinzipiell positive wie negative Wirkungen haben kann ...
Die generell schwachen, aber noch positiven Zusammenhänge
zwischen Kontakt und dem Wohl von Trennungskindern generalisieren auch vermutlich nicht ohne Weiteres auf Fälle, ...".
[6]
Die Aussagen im DJI Bulletin stammen aus dem Jahr 2010 und müssten sich
demnach auf die Metaanalyse von Amato & Meyers (2009) beziehen.
Dort wird jedoch explizit betont, dass Kausalität nicht postuliert werden sollte,
weil finanzielle Unterstützung nicht notwendigerweise
die Ursache für bessere Eltern-Kind-Kontakte ist, sondern auch Folge sein kann
(Amato & Meyers, 2009: "The direction of causation, however, is unclear").
Demnach könnten Aussagen von Originalpublikationen nicht erst 2023
verzerrend / verfälschend / selektiv berichtet worden sein,
sondern möglicherweise bereits 2010 oder früher.
Es ist fachlich unhaltbar, den schwer messbaren Begriff Kindeswohl
auf eine Kausalität von "zuverlässigen" Unterhaltszahlungen
und eine ebenfalls kaum messbare
"Qualität eines Erziehungsverhaltens" zu reduzieren,
insbesondere dann nicht, wenn große Metaanalysen dies hinterfragen (Amato & Meyers, 2009)
oder dem widersprechen (Adamsons & Johnson, 2013).
Dies gilt noch mehr für Studien, die Ergebnisse z. B.
durch Interviews mit nur einem der beiden Elternteile erheben
(was für DJI-Studien zutrifft) oder
Angaben aus Interviews nicht überprüft oder die finanzielle Gesamtsituation
(Vermögen und Einkommen beider Elternteile)
in einer statistischen Analyse nicht berücksichtigt wurde.
Statistische Analysen müssen konfundierende Variablen
und Interaktionsterme berücksichtigen, weil Unterhaltsleistungen
mit anderen Einflussfaktoren korrelieren, wie z. B.
Elternkooperation, Gesundheit, beruflicher Status, etc.
So kommt z. B. gerade die Publikation von Adamsons & Johnson (2013)
zu dem Ergebnis, dass Unterhaltszahlungen
keinen bedeutenden Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder haben.
Die Aussagen des DJI Bulletins sind aus heutiger Sicht als populistisch einzustufen.